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26
Jun
2005

Buzzwords


Die letzten Tage habe ich jemandem geholfen Bewerbungsunterlagen zu sichten und auszusortieren. Schon merkwürdig mit was für Worten manche versuchen ihre Bewerbermappe aufzublähen. Fast so als wenn es helfen würde mangelnde Kompetenz durch Füllworte wie "Softskills" oder "Account Manager" auszugleichen.
So lernte ich als erstes die "Fachbegriffe" ins Deutsche zu übersetzen:

  • Account Manager = Kundenberater = Schleimscheisser
  • Accountant = Buchhalter
  • XY-Agent (z.B. Call-Center-Agent; Ground-Agent) = Betriebshansel; AvD; MfA
  • Training Manager = Lehrer; Kursleiter
  • Sales Representative / Sales Manager = Drückerkolonne
Usw. usf.

Fazit: Die absoluten Scheißjobs bekommen fremdartig klingende Namen damit die Leute, die den Scheißjob machen müssen, sich nicht in Grund und Boden schämen müssen wenn man sie fragt was sie beruflich so machen.

Aber es gab noch mehr Kriterien eine Bewerbung fast ungelesen in Ablage Rund einzusortieren. Zum Beispiel die Karrierelaufbahn Bundeswehr / Armee allgemein.
Bei der Bundeswehr versammeln sich im allgemeinem diejenigen, die es im "normalen" Leben nicht schaffen würden. Zum einen sind dies Leute aus strukturschwachen Regionen. Nicht umsonst gibt es im dünn besiedelten Norddeutschland wesentlich mehr Kasernen als in den Ballungszentren. Dies ist eine Erfahrung die ich auch machen durfte. Als ich meinen Wehrdienst ableistete, bestand der Großteil der Unteroffiziere aus Leuten die saisonal bedingte Berufe ausgeübt haben. Straßenbauer, Maurer, Dachdecker, usw. Mir hat man auch offen ins Gesicht gesagt das sie nur wegen dem "sicheren Job" bei der Bundeswehr waren.
Dann gibt es noch die Offiziere die bei der Bundeswehr studieren. Das sind Studenten die an einer normalen Uni keine Chance hätten. Warum auch immer. Meistens wohl weil sie es nicht auf die Reihe bringen ihr Studium selber zu finanzieren. Dabei ist ein Studium an einer Bundeswehruniversität nicht einmal sehr hoch angesehen. Einzig die medizinischen Fachrichtungen werden hin und wieder lobend erwähnt. Ist auch nicht sehr verwunderlich, denn Verwundete soll es bei der Bundeswehr ja ab und zu mal geben. Vor allem im Krisenfall, da braucht man schon gute Ärzte.
Ich bekam zum Aussortieren eine recht einfache Anweisung: "Wenn Berufssoldat drin steht, kannste die Bewerbung gleich weg legen. Grade Offiziere sind kommandogeil, unflexibel, teamunfähig, Einzelkämpfer, nicht lernbereit und ohne direkten Befehl machen die auch nichts. Was sollen wir mit denen?"

Am Ende blieb nur ein kleiner Stapel Bewerbungen übrig. Ganz oben auf, die Bewerber und Bewerberinnen mit einer betrieblichen Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Die meisten davon nur 2-3 Seiten lang. Kurz, knapp, kompetent auf den Punkt gebracht.
Frei von Füllwörtern, kryptischen Berufsbezeichnungen und 'Buzzwords' wie 'Softskills'. So was sagt eh nichts über den Bewerber aus. Außer das er nichts zu sagen hat, gerne aber viel heiße Luft von sich gibt.

 

Trackback URL:
https://muhtiger.twoday.net/stories/793945/modTrackback

Royal_23 - 26. Jun, 01:27

entschuldige, aber du schreibst zeimlichen unsinn (höfliche diplomatie)

1. sind das keine füllwörter, sondern durch zunehmende internationalisierung notwendig gewordene begriffe, also accountant o.ä.
man sollte/kann allerdings in deutschen bewerbungen auch den deutschen begriff verwenden, finde ich

2. war ich beim bund und zwar nur 9 monate wehrdienst aber da sind nun ganz, ganz sicher nicht nur leute die
" die es im "normalen" Leben nicht schaffen würden"
das ist eine verallgemeinerung die schon an peinlichkeit grenzt

Muh-Tiger - 26. Jun, 02:32

zu 1.)
Sich in einem deutschen Betrieb mit "Bewerbung als Account Manager" bewerben, obwohl der Betrieb laut eigenem Profil nur lokal (also noch nicht einmal bundesweit!) tätig ist, grenzt an ... such dir ein "Füllwort" aus.
Viele beschweren sich über zunehmende Anglizismen und mangelndem deutschen Wortschatz. Aber wenn jemand mit einer Berufsbezeichnung protzt (tut mir leid, anders kann ich das grade nicht ausdrücken), dann wird die Internationalisierung wieder vorgekramt.
Entweder ich schreibe meine Bewerbung komplett in Englisch oder komplett in Deutsch. Aber Denglish zeugt von aufgeblähter Inkompetenz.

Der Eintrag geht auch weniger um Bewerbungen allgemein, sondern um Erfahrungen einiger Tage. Wenn ein Versicherungsmakler in seine Bewerbungsmappe "... Tätigkeiten im Financal und Insurance Consult ... schreibt, dann zweifel ich nun einmal an seinen Fähigkeiten.
Versicherungsmakler ist einfach ehrlicher und man muss nicht mit aufgesetzten "Fachbegriffen" blenden.

zu 2.)
Jein. Natürlich kann ich nicht alle Berufssoldaten über einen Kamm scheren. Ich habe auch ein paar Berufssoldaten kennen gelernt, die es im "normalen" Leben geschafft hätten/haben.
Das was ich hier schreibe, sind die Erfahrungen von mir persönlich (!) und von ein paar Leuten die ich kenne. Es ist also durchaus ein subjektiver Eindruck.
Allerdings gab es schon zu meiner Bundeswehrzeit Überlegungen die Wehrpflicht abzuschaffen. Im Politikunterricht sagte dann ein ranghoher Offizier zu uns:
"Wenn man die Wehrpflicht abschafft, dann verdammt man die Bundeswehr zur Dummheit. Die Wehrpflichtigen sind ein wichtiger Bestandteil im (interlektuellem und sozialem) Gleichgewicht der Bundeswehr."
Selbst in der Politik wird die Wehrpflicht mit den Argument verteidigt, dass die Bundeswehr ohne Wehrpflichtige zum Sammelbecken bestimmter Gruppen und Gesinnungen "verkommt".

Bestes Beispiel ist das jüngste Verfahren zum Bundeswehrskandal aus Coesfeld. Selbst ranghohe Offiziere wussten von der Folter und duldeten die Vorgänge bzw. unterstützten sie sogar. Das spricht nicht grade für eine gewissenhafte Ausbildung des Führungsstabes der Bundeswehr. Beispiele gibt es übrigens zur genüge. Es heisst nicht umsonst: Hirn an der Wache abgeben und Freitags wieder abholen.

Davon mal abgesehen kenne ich keinen Betrieb bei dem ehemalige Bundeswehrangehörige gerne gesehen sind. Die Strukturen und die Ausbildung bei der Bundeeswehr kann man nur in seltenen Fällen auf das Zivilleben übertragen. Die Zeit bei der Bundeswehr, egal ob als Wehrpflichtiger oder Berufssoldat, ist in der Regel vertane Zeit.
Wäre die Zeit bei der Bundeswehr wirklich sinnvoll angelegt und die Soldaten gut ausgebildet, dann könnte man sich ja alle Berufsintegrationsprogramme sparen. Merkwürdigerweise investiert aber grade die Bundeswehr sehr hohe Summen um ihre Ex-Soldaten wieder ins Berufsleben zu integrieren. Warum wohl?
Royal_23 - 26. Jun, 03:17

ich gebe dir recht: in deuten bewerbungen ist diese anglizismenflut überflüssig. wie auch in der werbung, im alltag, einfach überall. leider wird das alles nicht mehr rückgängig zu machen sein und eher noch! schlimmer werden.
ich habe erst vor kurzem selbst eine bewerbung auf englisch gemacht, deswegen ist mein kommentar in bezug auf "internationalisierung" zu verstehen

und zu der bundeswehrsache: genau so seh ich das auch. ohne wehrpflicht würden dort unverhältnismäßig viele menschen ihren dienst absolieren, die leider eher wenig verständnis von deutscher geschichte haben und auch sonst nicht viel wissen. nur, diese verallgemeinerung hat mich etwas gespört.
Das.Teil - 26. Jun, 12:56

ot: ihr strom validiert nicht.

Muh-Tiger - 26. Jun, 14:37

falsches futter. http://muhtiger.twoday.net/summary.rdf ist die korrekte futter-url.
Das.Teil - 26. Jun, 18:19

Aber nur die kurze. Zuoberst haben sie aber eine allumfassende version verknopft ("All Posts").

Muh-Tiger - 26. Jun, 22:48

Stimmt. Ich hatte den Full-Feed (All Posts) irgendwann mal deaktiviert da ich ihn an verschiedenen Stellen im Internet wieder gefunden habe. Allerdings An Stellen die mich nicht gefragt haben und mit denen ich nicht so ganz einverstanden bin.
Man muss es denen ja nicht zu einfach machen.
pitti - 26. Jun, 22:47

Jaja ...

Ich möcht ja manchmal schon wissen, weswegen eine Bewebung abgelehnt wird, ohne dass sie diejeingen mal ein persönliches Bild von einem gemacht haben.
Ist doch immer wieder schön, in eine Schublade gesteckt zu werden.
Ich werd dann einfach mal morgen meine nächste Absage aus dem Briefkasten holen. Nicht, weil ich mit irgendwelchen Begriffen um mich geworfen habe oder beim bund war .. vielleicht passt denen aber auch einfach meine Schule nicht. Oder das Krankenhaus in dem ich gelernt habe. Vielleicht hab ich auf dem Foto auch ganz einfach den falschen Pullover an. Oder eine Strähne zuviel im Gesicht hängen. Wer weiß das schon.
Sowas am Sonntag Abend verschönt einem doch schon wieder die ganze Woche. Danke dafür

Muh-Tiger - 26. Jun, 23:13

Gegenfrage: Schon mal in einer Online-Community versucht Bekanntschaften zu finden?
Da frage ich mich auch warum der eine durchs Raster fällt und der andere den Volltreffer landet.

Ich habe die erste Sichtung gemacht. Und dafür gab es grobe Richtlinien wer durchkommt und wer nicht. Das eine Kriterium war z.B. keine Ex-Berufssoldaten. Ein anderes halt diese leidlichen Buzzwords für die es ein genauso hübsches deutsches Wort gibt.
Bei manchen Bewerbungen habe ich mich gefragt ob die Bewerber meinten das sie die einzigen wären die sich da bewerben. Da kamen 8-Seitige Bewerbungen mit kompletten Lebensläufen bis ins kleinste Detail (Kindergarten - Grundschule - erster Kuss - Schulabschluß - ...).

Es war aber in vielen Fällen auch reines Bauchgefühl. Es konnten nicht alle Bewerber zu einem persönlichen Gespräch eingeladen werden die die nötigen Grundkentnisse mitbrachten. Wenn man dann schon beim Lesen der Bewerbung das Gefühl hat, der/die passt einfach nicht zu den Kollegen, dann fliegt die Bewerbung raus.
Oder die Kandidaten sind zu jung/zu alt und passen einfach nicht ins Team. Wenn man einen Altersdurchschnitt von 25 Jahren im Team hat, dann zögert man halt doch sehr jemanden zu einem Bewerbungsgespräch einzuladen der bereits 55 Jahre alt ist.
Unterm Strich entschied am Ende immer das Bauchgefühl und nicht das Zeugnis. Ich denke wenn man sich beim Bewerbung schreiben nen bissken locker macht, dann kommt man eher durch. Das gilt zumindest wenn man sich direkt beim Chef einer Firma bewirbt. Chefs sind ja auch nur Menschen.
Bewirbt man sich über ein "Assessment Center" (grauseliges Wort!), dann sollte man seine Bewerbung am besten wie nen Roboter schreiben und möglichst viele 'Buzzwords' verwenden. Einige Assessment Center scannen wohl die Bewerbungen und scannen sie mit einem PC nach bestimmten Schlüsselwörtern.
Kann sich ja jeder selber ausrechnen in welcher Firma man am Ende besser aufgehoben ist. In der wo der Chef nen bissken auf die Chemie achtet. Oder da wo das Personal vom Computer ausgesucht wurde...
kingofmonks - 27. Jun, 00:24

unverschämtheit!

sales manager mag für dich ein scheissjob sein - ich verdiene damit eine exzellentes gehalt und peinlich ist mir das immer nur wenn ich dritten gegenüber unter einfluss von drogen und alkohol zugeben muss, wie wenig und wie leichte arbeit ich dafür zu verrichten habe. bewerbungsunterlagen sichten würde ich mich allerdings dann doch nicht trauen. meine sekretärin würde mir das nie verzeihen.

(sorry, ich wollte schon lange mal einen "von-oben-herab-stänker-kommentar" bei dir schreiben, aber normalerweise bin ich ja immer deiner meinung, also muss ich diese chance hier hemmungslos ausnutzen) :-P

Muh-Tiger - 27. Jun, 22:02

Ach du bist auch einer aus der Drückerkolonne?? Ich dachte immer du wärst Vertriebsleiter oder sowas ähnliches ;-)

Sorry? Aber Hallo! Der Herr König scheint von den vielen Drogen und dem Alkohol durch Überarbeitung unter Gedächtnisschwund zu leiden. Bei BossHoss waren wir auch nicht einer Meinung (und sind es immer noch nicht *g*). Aber ok, das hier ist die von-oben-herab-stänker-kommentar-premiere. Ich fühle mich ein wenig geehrt, ziehe mir gleich mal das Kleine Schwarze an und frag nach wann der Rote Teppich ausgerollt wird. Premieren müssen ja schliesslich gebührend gefeiert werden. ;)
Tag #7107

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