[aufspring]

Hallo. Mein Name ist ... hab ich vergessen. Tut aber auch nichts zur Sache. Ich möchte über meine Witzelsucht reden. Ein paar meiner letzten Einträge sind eindeutig das Ergebnis einer langen Witzelsuchtkarriere.
Es fing irgendwann auf einer Party an. Eine Anekdote hier, eine Pointe da. Ganz harmlos. Nichts Besonderes. Ich stand plötzlich im Mittelpunkt, ich war begehrt. Das war mein Einstieg in die Witzelsucht, ich hätte niemals damit gerechnet das es einmal so enden würde wie es jetzt ist.
Später dann fing ich an Witze zu erzählen. Erst ganz harmlose Fritzchen&Erna-Witze. Später auch Ostfriesenwitze. Es war alles ganz easy, jeder machte mit, da war doch auch nichts dabei. Wer hätte schon damit gerechnet das es jemandem schaden könnte?
Doch die Lacher blieben irgendwann aus, es musste härterer Stoff her. Auf einer Party von einem Freund fing ich an politische Witze zu erzählen. Hinter vorgehaltener Hand, in dunklen Ecken. Später wechselte ich zu schmutzigen Witzen. Feuchte und schlüpfrige Witze, von der übelsten Sorte. Natürlich nur im ganz kleinen Kreis. Sollte ja nicht jeder wissen.
Ich konnte mich damit eine Zeit lang über Wasser halten. Viele meiner Freunde wandten sich in dieser Zeit von mir ab. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Mit einem, der schmutzige Witze erzählt. Doch da war es schon zu spät, ich war Witzsüchtig!
Der Humor neigte sich dem Ende zu. Ich rutschte in die Witzbeschaffung ab. Erst fing ich mit kleineren Dingen an. Aus Zeitungen und Zeitschriften riss ich die Witzseiten heraus. Später dann kamen die richtig harten Touren. Ich begann die Witze von Bild und Bild-Online weiter zu erzählen.
Das war der Punkt wo ich ganz ganz unten war. Ich fühlte mich schlecht und schmutzig, abgerutscht in die unterste Schublade, Sklave der zwanghaften Witzbeschaffung. Bald schon hatte ich niemanden mehr den ich die Witze erzählen konnte. Alle meine Freunde haben sich von mir abgewandt. Einsam stand ich nachts auf schmuddeligen Bahnhofklos und schmierte schlechte Witze an die Klotüren. Zu hause postete ich Witze in Internet-Foren.
Jedes mal nachdem ich einen schlechten Witz an eine Klotür geschrieben oder in ein Forum gepostet hatte, fühlte ich mich hundeelend und vollkommen verlassen. Einfach total leer und ausgebrannt. Doch ich konnte nicht damit aufhören. I-i-i-ich musste einfach immer weiter machen.

Als ich dann anfing Comics und kurze Cartoons zu zeichnen ... da war Schluss mit Lustig. Fast bin ich daran kaputt gegangen. Jeden Tag fing ich schon morgens kurz nach dem Aufstehen mit dem Zeichnen an. Und es zog sich immer bis spät in die Nacht hinein .... nein! Das ist zu hart. Das kann ich nicht erzählen [schluchz] ... tut mir leid. I-i-i-ich muss hier abbrechen. Es ... es ...e-e-es geht wirklich nicht.

Eines Tages fand mich jemand von den Anonymen Witzelsüchtigen. Einsam und verwahrlost, an einem Zeichenstift kauend lag ich in einer Ecke meiner abgedunkelten Wohnung und dachte mir neue, schlechte Witze aus.
D-d-d-d-doch jetzt ... jetzt .... mit eurer Hilfe habe ich den Absprung geschafft. Der erste Schritt ist getan. Mittlerweile schaffe ich es, zum Lachen ins Treppenhaus zu gehen. Ich hoffe, wenn ich es durchhalte, dann werde ich es, in ein bis zwei Monaten, zum Lachen auch bis in den Keller schaffen. JA! Ich werde zum Lachen in den Keller gehen. Das habe ich mir fest vorgenommen, dies zu schaffen. Ich will! Ich will! Ich will zum Lachen in den Keller gehen!

Meine lieben Freunde, wir werden uns dann im Keller treffen und gemeinsam heimlich lachen. Ich liebe euch alle und danke euch das ihr mir geholfen habt soweit zu kommen.
Danke!

PS:
Stop & Shop - Helft einen Ex-Witzjunkie bei seinem Start in ein neues Leben. Unterstützt ihn und kauft den sinnlosen Krempel. Ihr macht damit irgendjemanden auf diesen Globus verdammt glücklich. Wahrscheinlich mich.