Manchmal fasziniert es mich, manchmal erschrickt es mich und manchmal ärgert es mich. Opportunes Gequatsche welches nur dazu gedacht ist sich Sympathien zu sichern die man kurz vorher verspielt hat. Man kennt den Effekt auch als Wendehälse oder Fähnchen im Wind. Manche nenne es auch Schleimen. Doch Schleimen ist ja eher das, wenn man immer nur Ja sagt.
Nein, was ich meine, ist das opportune Gequatsche welches mancher Mensch von sich gibt um diesen kleinen Kick von Erfolg zu verbuchen. Es ist ein Haschmich nach Anerkennung und Zustimmung dass diese Menschen so reden lässt wie der Wind grade weht. In den einen Augenblick noch aggressiv gegen alle die nicht so denken wie sie selber. Und im anderen Augenblick schon wieder versöhnlich mit denen die sie kurz zuvor noch beschimpft haben. Meistens erwächst dieses opportune Gequatsche dann, wenn sie merken dass sie mit ihren Angriffen nicht wirklich einen Sieg erlangen können.
In der Regel erheitern mich diese Menschen mit ihren Verhalten. Denn es ist eigentlich sehr leicht zu durchschauen und normalerweise dürfte niemand sie wirklich ernst nehmen. Doch meistens folgt auf die Erheiterung eine Ernüchterung. Genau dann, wenn die Opportunisten mit ihren leeren Worten die Massen einlullen können. Und das schaffen sie erstaunlich oft und erstaunlich schnell.
Der Mensch möchte halt lieber unterhalten werden anstatt sich Gedanken machen zu müssen. Selbst wenn die Gedanken so einfacher Natur sind zu merken das man geblendet wird. Geblendet von Menschen die immer genau die Worte von sich geben die man gerne hören möchte. Der Mensch ist also nicht nur ein Gewohnheitstier, sondern auch faul und bequem.

Heute habe ich wieder so einen Opportunisten kennen gelernt. Eigentlich ist er mir schon seit ein paar tagen aufgefallen. Doch heute wurde er ein wenig aus der Reserve gelockt und er hat sich förmlich überschlagen. Für den normal denkenden Beobachter müsste es eigentlich sehr offensichtlich sein das dieser Mensch nicht das sein kann was er vorgibt zu sein. Angeblich mit einer großen Firma ausgestattet, fährt 100.000km im Jahr, mit eigenem Haus, arbeitet von früh bis spät und Verantwortung ohne Ende. Und trotzdem findet er noch Zeit für Haushalt, Freunde und Internet.
Es ist eine lange Reihe von Ungereimtheiten die mich zweifeln lassen. Einfache Rechnungen dass der Mensch z.B. doch 7-8 Stunden Schlaf braucht wenn er einen so aufreibenden Posten als Chef hat. Er aber trotzdem regelmäßig bis weit in die Nacht hinein aktiv im Internet ist. Die eigene Erfahrung dass man mit 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag keine Firma dieser Welt leiten kann. Er aber trotzdem ausreichend Zeit findet in sehr vielen Blogs präsent zu sein. Liest er die ganzen Blogs oder kommentiert er nur sinnlos? Wohl eher letzteres.

Es stört mich nicht das dieser Mensch vorgibt etwas zu sein das er nicht ist. Es juckt mich nicht das A nicht zu B passt, auch wenn er es noch hundertmal beteuert. Es interessiert mich nicht dass er sich als den tollsten, schönsten und erfolgreichsten Menschen auf der Welt beschreibt.
Doch ich bin von den Menschen enttäuscht die sich von ihm blenden lassen. Denn diese Menschen sind in der Mehrzahl von der Sorte die sich als selbständig denkend und eigenverantwortlich handelnd bezeichnen. Genauer betrachtet müsste man sie an die hand nehmen. Denn ich hab Angst um sie. Sie sind wie kleine Kinder. Schenk ihnen ein Bonbon damit sie nicht merken wie man ihnen die Schokolade aus der Hosentasche klaut.

Sehr bedauerlich ist auch das sie wählen dürfen, das sie teilweise in verantwortungsvollen Posten sitzen, das sie Entscheidungen treffen müssen. Gäbe es einen Gott, ich würde ihn darum bitten sie vor sich selbst zu beschützen.